In Hamburg haben 7,4 Prozent der Bevölkerung einen Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent und sind im Besitz eines gültigen Schwerbehindertenausweises. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 55 und 64 Jahren: In dieser Gruppe sind fast 14 Prozent schwerbehindert. Wie steht es um ihre Integration im Bereich Ausbildung und Arbeit?
Die Studie von Dr. Susanne A. Dreas und Jens Schultz beleuchtet im Schwerpunkt die Beschäftigungssituation von schwerbehinderten Menschen in Hamburg und geht zudem – soweit Daten vorhanden sind – auf verschiedene Behinderungsarten, wie z.B. Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Lernschwierigkeiten ein. Untersucht wird unter anderem, ob sich die Situation für Schwerbehinderte am Hamburger Arbeitsmarkt signifikant von der Datenlage auf Bundesebene unterscheidet.
Dabei werden auch Praxisbeispiele vorgestellt, die zeigen, wie Inklusion in Hamburger Unternehmen funktioniert und welche Unterstützungsangebote es für Unternehmen gibt.
Best Practice: Globetrotter
Das Fallbeispiel der Firma Globetrotter soll exemplarisch zeigen, wie die Inklusion von Menschen mit Behinderung durch einen Diversity-Management-Ansatz umgesetzt wird. Von 1566 Mitarbeiter/-innen beschäftigt das Unternehmen 44 Menschen mit Schwerbehinderung. Dafür hat Globetrotter ein internes Diversity-Management eingeführt und kooperiert bei der Personalrekrutierung mit der Hamburger Arbeitsassistenz. Menschen mit Behinderung durchlaufen ein „Training on the Job“. Der eigentliche Arbeitsplatz wird dabei im Prozess, entsprechend den Fähigkeiten des jeweiligen Trainees, eingerichtet. Das Fallbeispiel zeigt, dass bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Menschen mit Schwerbehinderung zu beschäftigen. Dazu gehören das Vorhandensein von einfachen, manuellen Tätigkeiten, die Akzeptanz von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsteams und die Bereitschaft, Stellenprofile an den Menschen anzupassen. Aus Sicht von Globetrotter ist dies in Zeiten wirtschaftlichen Wachstums leichter, da sonst der Druck besteht, für freiwerdende Stellen möglichst leistungsstarke Bewerber zu rekrutieren. Eine Möglichkeit, um diesen Druck zu mindern sind vorgeschaltete Praktika und eine enge Zusammenarbeit mit der Hamburger Arbeitsassistenz.
Knapp 70 Prozent der Schwerbehinderten werden bei Globetrotter in den Bereichen Lager und Logistik für einfache handwerkliche und gewerbliche Tätigkeiten eingesetzt. Vereinzelt finden sich Mitarbeiter mit Schwerbehinderung in der Auftragsannahme, Buchhaltung, der Poststelle oder der Küche. Die nächste Herausforderung, vor der Firmen wie Globetrotter stehen, ist Menschen mit Schwerbehinderung in verschiedenen Geschäftsbereichen, etwa auch im Verkauf, zu platzieren.